Zu den archaischen lateinischen Inschriftfragmenten auf Bruchstücken eines Tonfasses von Satricum

Adamik Béla

2010-01-01

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Abstract

Im Jahre 2002 wurden während der Ausgrabungen auf der Akropolis von Satricum Bruchstücke eines Tonfasses mit Inschriftfragmenten gefunden. Die zutage gekommenen Bruchstücke mit augenscheinlich lateinischen Textfragmenten lassen sich archäologisch bzw. epigraphisch-paläographisch auf das 6. vorchristliche Jahrhundert datieren. Die Lesungen des bustrophedon geschriebenen Inschriftfragments A bzw. des rechtsläufig geschriebenen Inschriftfragments B lauten wie folgt, A: [---]ịa mamarc|omplaciom[-?-] bzw. B. [-?-] louciosx [---]. Die – bisher m.W. einzige – Interpretation dieser Textfragmente wurde von Giovanni Colonna im Jahre 2003 zur Diskussion geboten. Er deutet den A-Text als eine Art Akklamation in Form einer Interjektion und zweier Akkusativi exclamationis: [e]ia Mamarc|om placiom (d.h. Eia Mamercum placidum!, etwa ‘es lebe der tapfere Mamercus!’), wo *placios ein frühlateinisches Adjektiv darstelle, das später durch placidus (‘sanft, ruhig, gemütlich usw.’) verdrängt gewesen sei. Colonna deutet ferner den B-Text als ein Pränomen im Nom. Sg. Loucios C (d.h. Lūcius und C… eventuell als der erste Buchstabe eines Gentilnomens), dessen Funktion und Kontext sich nicht mehr herstellen lassen. Die von G. Colonna vorgelegte Interpretation des A-Textes mag zwar sehr verlockend sein, jedoch bietet sich m.E. auch ein anderer Weg zur Interpretation. Ausgehend von der bisher nicht erwogenen Deutung der Wörter Mamarcom placiom als Genitivus pluralis (anstelle des von Colonna proponierten Accusativus singalaris) möchte ich in meiner Studie eine neue Interpretation für diesen wichtigen frühlateinischen Text zur Diskussion stellen, eine Interpretation, die m.E. besser zur Textkonstitution und Phraseologie der archaischen lateinischen Inschriften passt.